10 September 2015
IAM Cycling
Es wäre beinahe aufgegangen. Doch die Spanien-Rundfahrt ist nach wie vor rücksichtslos. Niederschmetternd. Hart. Einen Tag nach dem gestrigen Einzelzeitfahren, stand für das Peloton erneut eine herausfordernde Etappe auf dem Tagesplan. Die Körper der Rennfahrer haben in den bald drei Wochen schon viel gelitten. Und auch auf dieser achtzehnten Etappe wurden die Fahrer nicht von der Hitze und topografischen Schwierigkeiten verschont. Nicolas Roche (Team Sky) erwies sich heute als der effizienteste. Er war Teil einer ehemals grossen Spitzengruppe, in der von IAM Cycling auch Vicente Reynes und Simon Pellaud dabei waren. Am Ende war es aber der irische Profi, der 23 Kilometer vor dem Ziel sein Glück versuchte und sich aus der Gruppe verabschiedete. Bald gesellte sich auch noch Haimar Zulbeldia (Trek Factory) dazu.
Doch Roche war sich seiner Endschnelligkeit bewusst und spielte sie dann auch entsprechend aus, indem er sich den Tagessieg holte. Etwas weiter hinten entbrannte mit dem Kampf im Gesamtklassement ein weiteres Rennen. Tom Dumoulin (Giant Alpecin) ist der Mann, den es zu schlagen gibt und entsprechend musste er auch diverse Attacken seiner ärgsten Verfolger Joaquim Rodriguez (Katusha) und Fabio Aru (Astana) abwehren. Dies gelang ihm und der Leader hatte angekündigt, dass er die rote Farbe bis am Sonntag in Madrid verteidigen will. Bis dahin ist es aber noch ein harter Kampf und bereits morgen Freitag gibts die nächste Schlacht um das rote Leadertrikot.
Es war ein etwas angespanntes Lächeln, das Simon Pellaud aufsetzte, als er in den Bus von IAM Cycling stieg. Ein gekrümmter Rücken und schwere Beine begleiteten den Neo-Profi nachdem er auf der Etappe zwischen Roa und Riaza eine starke Leistung gezeigt hatte. Er ist bei dieser Vuelta dabei, um Erfahrungen zu sammeln und der Schweizer Rennfahrer weiss, dass es in einem Lernprozess auch mal harte und anspruchsvolle Zeiten gibt. Dass ich diese heutige Fluchtgruppe erwischt habe, ist für mich ein kleiner Erfolg bei dieser Spanien-Rundfahrt, erzählt der ehemalige U23-Schweizermeister. Es war eine neue Erfahrung für mich bei dieser Grand Tour. Mein Hauptziel ist und bleibt, dass ich es am Sonntag bis nach Madrid und somit zum Ende dieser Rundfahrt schaffe. Doch in meinen Kopf hatte ich seit dem Beginn diesen Wunsch, einmal während einer Etappe an der Spitze des Rennens zu sein. Jetzt kann ich sagen, dass ich mein persönliches Ziel erreicht habe. Ich bin aber noch nicht auf dem Niveau, das es braucht, um eine Etappe wie diese zu gewinnen. Im Moment fehlt mir noch das nötige Talent.
Als er seine Erfahrungen heute machte, konnte der junge 22-Jährige auf seinen erfahrenen Teamkollegen Vicente Reynes zählen. Der Spanier ist sich solche Anstrengungen wie heute gewöhnt und hegte auch Ambitionen, um am Ende auf der Ziellinie die Arme als Sieger in die Höhe strecken zu können. Ich wusste von Anfang an, dass ein Sieg auf einer Etappe wie dieser sehr schwer werden würde. Dennoch habe ich es versucht, erzählt der mallorquinische Radprofi. Die ständigen kleinen Anstiege und schliesslich dieser letzte Berg heute haben leider meine Chancen auf einen Sieg zunichte gemacht. Das Tempo war zu schnell für mich. Nun hoffe ich, dass die nächsten Etappen einigermassen gut laufen und wenn alles passt, will ich am Sonntag im Sprint in Madrid nochmals mein Glück versuchen.
Optimismus und die Bereitschaft, sich an der Spitze zu zeigen, ist das, was man bei der Schweizer Mannschaft sehen will. Diesen Punkt betonte auch Eddy Seigneur, der zusammen mit Mario Chiesa als sportlicher Leiter im Einsatz ist. Wir mussten uns ein Herz nehmen, um uns in dieser dritten Woche vorne zu zeigen, erklärte der sportliche Leiter. Das Team ist offensiv aber bisher hatte uns leider immer ein Hauch an Glück dazu gefehlt. Unsere Fahrer haben interessante Sachen gezeigt und wir müssten in den kommenden Etappen einfach an heute denken. Vicente Reynes hat heute eine gute Leistung gezeigt. Am Ende waren die Bergfahrer Zubeldia und Roche einfach zu stark für ihn. Und natürlich bin ich auch mit der Leistung von Simon Pellaud sehr zufrieden. Denn ich glaube, dass er von den heutigen Erfahrungen im Verlauf seiner Karriere wieder profitieren kann. Es lohnt sich wenn man an der Spitze des Rennens ist und dabei Spass hat, anstatt am Ende des Feldes um den Anschluss zu kämpfen und nachher abgehängt zu werden.