Thomas Löfkvist «Nach der Lombardei-Rundfahrt hänge ich mein Velo an den Nagel»

04 Oktober 2014

IAM Cycling

Am kommenden Sontag startet IAM Cycling mit berechtigten Ambitionen zum zweiten Mal in der Teamgeschichte bei der Lombardei-Rundfahrt. Bei diesem Rennen zwischen Como und Bergamo will die Schweizer Profimannschaft ihre Vorteile nutzen, das Rennen beeinflussen und sich wie schon im letzten Jahr aktiv präsentieren.

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Auch wenn die aktuelle Ausgabe vom Profil her etwas weniger anspruchsvoll als in den vergangenen Jahren sein dürfte, bleiben die Fahrer vorsichtig. Denn schlussendlich sind sie es selber, die dafür sorgen, ob ein Rennen hart oder weniger schwer wird. Und wie es auch laufen wird, mit Fahrern wie Matthias Brändle, Mathias Frank, Jonathan Fumeaux, Jérôme Pineau, Sébastien Reichenbach, Patrick Schelling und Johann Tschopp starten gleich mehrere Fahrer am Sonntag, die die Voraussetzungen mitbringen, die es braucht, um hier ganz vorne mitzufahren.

Tirreno Adriatico 2014

Nebst all den genannten Fahrern wird am Sonntag auch Thomas Löfkvist für IAM Cycling im Einsatz sein. Vor diesem Monument des Radsports gibt sich der Schwede direkt und offen: „Nach der Lombardei-Rundfahrt hänge ich das Velo an den Nagel. Allerdings will ich dies mit einem Gefühl der Erfüllung machen.“

Bei seinem letzten Rennen wird Löfkvist rennmässig auf den Strassen eines Landes unterwegs sein, in dem er 2009 einen seiner schönsten Karrieremomente erlebt hatte, als das Rosa Trikot der Italien-Rundfahrt tragen konnte. Mit 30 Jahren will der unermüdliche Arbeiter aus Schweden nun ein neues Leben mit neuen Herausforderungen beginnen.

„Ich bereue nichts von dem, was ich bis jetzt gemacht oder erlebt habe. Ich verlasse den Profiradsport mit absoluter Zufriedenheit und 10 Jahre nachdem ich bei Française des Jeux meinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte. Es ist nie einfach, den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt zu finden. Vor allem nicht dann, wenn man zwei so wunderbare Jahre wie die letzten beiden bei IAM Cycling verbringen konnte. Als mich Kjell Carlström, ein guter Freund und Teamkollege aus Zeiten bei Sky, kontaktierte und fragte, ob ich nicht Lust hätte bei diesem grossartigen Projekt von IAM Cycling mitzumachen, fand ich mich nach meiner Zusage wie in einer Familie wieder. Hier herrscht immer eine gute Stimmung und das macht vieles einfacher. Ich hatte ein solches Gefühl vorher noch nie erlebt. Ich hoffe, dass ich diese wunderbaren Erfahrungen in mein weiteres Leben mitnehmen kann und davon in meiner künftigen Karriere profitieren werde. Ich habe ein paar Projekte in Aussicht, die ich langsam angehen werde. Aber bevor ich zusammen mit meiner Frau und den beiden Jungs zurück nach Schweden gehe, werde ich all die tollen Sachen hier in der Schweiz nachholen, auf die ich während meiner Karriere verzichten musste oder keine Zeit hatte. Als erstes werde ich mit Skifahren beginnen.“

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Löfkvist bedankte sich bei all den Personen, die ihn während seiner Karriere unterstützt hatten, und erwähnte dabei seinen Freund und Trainer Micheal Andersson, Marc Madiot, der ihm seinen ersten Profivertrag angeboten hatte, und natürlich auch Michel Thétaz, Serge Beucherie und all den anderen von IAM Cycling, bevor er wie ein Gentleman verbeugte.

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Er war es, der in der Geschichte von IAM Cycling für den ersten Blumenstrauss und das erste gelbe Trikot sorgte, als er am 10. Februar 2013 die Mittelmeer-Rundfahrt gewinnen konnte. Löfkvist gibt sich gelassen, als er über seine Entscheidung zum Rücktritt spricht:

„In diesem Jahr fand ich nie zu meinem gewohnten Niveau. Mein Körper war aus irgendeinem Grund müde. Ich habe sehr gelitten, denn es ist sehr hart, Rennen zu bestreiten, wenn man weiss, dass man nicht auf dem richtigen Level ist. Und ich wollte auch nicht einfach immer nur im Aufgebot des Teams stehen nur um zu sagen, dass ich noch hier bin. Mein Körper gab mir Zeichen, dass es Zeit ist aufzuhören, die endgültige Entscheidung fiel jedoch nicht aus einer Laune heraus. Ich habe mir diesen Schritt gut überlegt und es hat sich im Verlauf der Saison so entwickelt. Und wie bei all meinen bisherigen Entscheidungen fand ich mich auch nach dieser in absoluter Harmonie wieder ohne Bedauern oder Bitterkeit. Bestimmt wird es Zeiten geben, in denen ich vielleicht etwas nachdenklich werde. Zum Beispiel, wenn dann das Training für die neue Saison oder der Start eines Trainingslagers wieder vor der Türe stehen würde. Aber ich werde nicht allein sein und habe meine ganze Familie um mich herum und so glaube ich, dass ich dann solche Momente ohne eine Leere zu spüren überstehen werde.“

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