Die «Zwangsehe» zwischen Sébastien Reichenbach und Adams

20 September 2013

IAM Cycling

Einmal mehr waren die Bedingungen während der fünften Etappe der Tour of Britain alles andere als wunderbar. Entsetzliche Bedingungen, welchen unter anderem Thomas Löfkvist zum Opfer gefallen ist. Nach dem Start in Peebles musste er das Rennen wegen Anzeichen einer Unterkühlung aufgeben. Auf der heutigen Etappe mussten die Fahrer unter anderem vier Bergpreise der ersten Kategorie absolvieren.

Die Aufgabe von Löfkvist hinderte aber die fünf anderen Fahrer von IAM Cycling nicht daran, vorne mitzukämpfen und den dritten Platz von Martin Elmiger zu verteidigen. Dieser schaffte es sogar, nebst der erfolgreichen Verteidigung auch noch Platz drei auf der heutigen Etappe einzufahren. Gewonnen wurde das Rennen von Sam Bennett (An Post). Sébastien Reichenbach, der gestern das definitive Ticket für die Weltmeisterschaften auf der Strasse vom 29. September in Florenz erhalten hatte, fuhr heute ebenfalls in die Top Ten. Für ihn war es eine Ehre, in der Rangliste den 8. Etappenplatz direkt hinter Sir Bradley Wiggins einzunehmen.

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„Die Selektion für die WM ist sensationell und eine tolle Belohnung für meine Arbeit. Zu Beginn meiner ersten Saison bei den Profis hätte ich nie damit gerechnet, für die Weltmeisterschaften nominiert zu werden. Ich bin ein sehr glücklicher Rennfahrer im Moment.“

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Der Profi aus Martigny lächelt, wie er das die ganze Saison und auch in schwierigeren Zeiten immer tut.

Einschränkungen wie Dopingkontrollen oder die Aktualisierung des Adams-System (Anti-Doping Administration & Management System) können seine gute Laune auch nicht trüben.

ADAMS

„Es ist eine Art Zwangsehe, die ich eingehen musste, als ich ins Lager der Radprofis gewechselt habe. Es braucht ein wenig Disziplin und ich habe auch mit älteren Fahrern darüber gesprochen. Denn Fehler machen darf man hier nicht. Das einzige wirkliche Problem ist, dass ich eigentlich nie einfach so spontan meinen Rucksack packen und in den Urlaub gegen darf, wie ich gerade Lust habe. Auf jeden Fall solange nicht, wie ich Profi bin.“

In der Tat müssen die Profis online stets ihren Aufenthaltsort angeben. Und zwar 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. Im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und natürlich auch der Kontrolleure der UCI müssen die Rennfahrer zwischen 6 und 22 Uhr für Dopingkontrollen zur Verfügung stehen.

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Sébastien Reichenbach erklärt das System aus seiner Sicht:

„Ich fülle eine Datei vierteljährlich aus oder ich schreibe jeden Tag hinein, wo ich mich aufhalte. Das Ganze kann ich jeden Tag aktualisieren, ändern oder abschliessen. Zwischen 7 und 8 Uhr habe ich den Kontrolleuren ein Zeitfenster für Kontrollen bei mir zu Hause gegeben. Da bin ich ganz sicher immer zu Hause. Zwischen 10 und 16 Uhr habe ich ein Zeitfenster für mein Training. Wenn in dieser Zeit ein Kontrolleur auftaucht, bin ich auf dem Velo und kann schlecht erreicht werden. In Zeiten, wo ich mit dem Team an Rennen unterwegs bin, ist es die Aufgabe des sportlichen Managers, unseren Aufenthaltsort jeweils bekanntzugeben. Ich persönlich finde das Ganze nicht allzu problematisch. Es ist Teil meines Jobs und gehört halt einfach dazu. Und ich kann auch sagen, dass ich es noch nie vergessen habe, ein Feld auszufüllen. Den grössten Teil der Arbeit erledige ich zu Hause auf meinem Computer. Dazu gibt es eine App für das Tablet und das Smartphone. Allerdings sind diese Anwendungen nicht sehr praktisch. In diesem Jahr hatte ich drei Tests ausserhalb der Rennen. Da musste ich jeweils immer Blut und Urin abgeben. Zwei Tests waren zu Hause und einer fand im Trainingslager vor der Saison auf Mallorca statt. Zu Tests bei den Rennen wurde ich bis jetzt zweimal gebeten. Dort werden jeweils nur Urinproben genommen. Und zwar so ziemlich direkt nachdem man die Ziellinie überquert hat.“

More info about the World Anti-Doping Agency  wada-ama.org

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