Heinrich Haussler: «Ich bin der glücklichste Typ»

03 September 2013

IAM Cycling

Nach nur einer kleinen Rundfahrt kehrte er bereits wieder in seine Heimat nach Freiburg im Breisgau, Deutschland zurück. Nach vier Tagen auf den Strassen der internationalen Tour du Poitou-Charentes ist Heinrich Haussler zufrieden und hat sein Vertrauen innerhalb des Fahrerfeldes nach seinem schweren Sturz bei der Tour de Suisse wiedergefunden.

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Kurz nach dem Start der Etappe in Leuggern am Donnerstag, 13. Juni fand sich der australische Profi von IAM Cycling auf dem Boden wieder. Trotz der grossen Schmerzen versuchte der Puncher der Schweizer Pro Continental Mannschaft noch weiter zu fahren. Allerdings vergeblich. Nach den ersten Abklärungen im Spital von Uster erhielt Haussler die unschöne Diagnose: mehrere Prellungen und Wunden auf der linken Seite des Körpers, eine Beckenfraktur sowie eine kleine Fraktur an der linken Hüfte.

Das alles bedeutete eine lange Zeit im Rollstuhl und komplettes Veloverbot für ganze sechs Wochen. Trotz allem arbeitete Heinrich Haussler mit Hilfe der Physiotherapeuten wie ein Verrückter unter ständiger ärztlicher Aufsicht. Sein Ziel war es, am Dienstag 27. August, also zehn Wochen nach seinem Unfall, wieder ins Team zurückzukehren. Mutig und entschlossen versteckte der Klassikspezialist von IAM Cycling seine Zufriedenheit nicht und schaut optimistisch auf das Saisonende und vor allem auch auf die kommende Saison 2014.

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Heinrich Haussler, erinnerst du dich an die Umstände bei deinem Unfall auf der Tour-de-Suisse-Etappe von Leuggern nach Meilen?

Das Tempo im Feld war zu diesem Zeitpunkt sehr hoch und wir hatten gerade einmal zehn Kilometer absolviert. Auf einer langen Gerade wurde das Tempo plötzlich viel langsamer und wir fielen wie Dominosteine zu Boden. In meinem Adrenalin stieg ich sofort wieder auf mein Fahrrad. Ich war überzeugt, dass ich weiterfahren konnte. Der Schmerz hinderte mich aber bald wieder daran.

Wie bist du mit der Diagnose der Ärzte im Krankenhaus umgegangen?

Ich war entsetzt. Ich schrie vor Wut, denn für einen Radfahrer wie mich ist es wichtig, so schnell wie möglich wieder auf dem Fahrrad sitzen zu können. Ich jedoch wurde zu sechs Wochen Nichtstun verdonnert und war erst noch an einen Rollstuhl und/oder Krücken gefesselt.

Wie hast du es geschafft, innerhalb von nur zehn Wochen mit einer so guten Form ins Fahrerfeld zurückzukehren?

Ich war entschlossen, diesen schlimmsten Tag meiner Karriere so schnell wie möglich aus meinem Gedächtnis zu löschen. Vor diesem Unfall hatte ich noch nie eine Fraktur trotz all der Stürze, bei denen ich selbst involviert war. So kam es, dass es in den kommenden zehn Wochen keinen Tag gab, an dem ich nicht an meinem Comeback arbeitete. Auch an den Sonntagen strebte ich eine baldige Rückkehr an und befolgte dabei die Anweisungen der Ärzte und Physiotherapeuten.

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Deine Fähigkeit sich zu erholen hat viele überrascht. Kannst du uns etwas über dein Programm erzählen?

Bevor ich wieder auf die Rolle durfte, waren es die zwei Physiotherapeuten Armin und Sebastien, welche mit mir zu Hause unter grosser Rücksicht auf mich arbeiteten. Ohne die beiden, wäre ich heute noch nicht an dieser Stelle. Ich bin ihnen sehr dankbar für ihre tolle Arbeit. Nach dieser Zeit konnte ich wieder auf mein Fahrrad, welches zu Hause auf einer Rolle installiert war. Ich trainierte darauf zwischen 10 Minuten bis eine Stunde am Stück. Und als ich dann endlich wieder grünes Licht für das Training auf der Strasse erhalten hatte, war ich so glücklich wie ein Kind, wenn es die Weihnachtsgeschenke auspacken darf.

Wie hast du dich bei deinem Comeback bei der Tour du Poitou-Charentes gefühlt?

Ich bin bereits wieder sehr nahe an meiner besten Form. Das war aber nur aufgrund der vielen Trainings zwischen 6 und 7 Stunden in den letzten Wochen möglich. Ich werde diesen Schwung nun mitnehmen und in den nächsten zehn Tagen bei der Brussels Classic und dem GP de Fourmies starten. Und in meinem Kopf bin ich ebenfalls bereits auf die Saison 2014 fokussiert.

Was sind dabei deine Ziele?

Im November werde ich in die Höhe gehen und 6 bis 8 Wochen in der Nähe von St. Moritz verbringen. Dabei werde ich sehr viel auf den Langlaufskiern trainieren. Im nächsten Jahr gilt dann meine volle Konzentration den Frühlingsklassikern bevor ich mich auf eine mögliche Teilnahme bei der Tour de France vorbereiten werde.

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photos / Etienne Garnier velofotopro.com

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